Alte Mühle Gömnigk

LuMPI - Land und Mehr Projektinitiative

Agroforstsystem

Zur Mühle gehören auch 7 Hektar Ackerland. Der Boden ist aber leider – typisch Brandenburg – sehr sandig und durch die landwirtschaftliche Nutzung stark degradiert. Um das zu ändern haben wir auf einer Versuchsfläche von einem Hektar ein Agroforstsystem angelegt: Baum- und Heckenreihen auf der Ackerfläche bremsen den Wind, verhindern ein Austrocknen und Bodenabtrag durch Winderosion, beschatten die Fläche und halten so Feuchtigkeit und machen durch ihre Wurzeln tiefere Bodenschichten nutzbar. Regelmäßig werden Sträucher gehäckselt und der Holzmulch auf dem Boden verteilt, um den Boden so mit Humus anzureichern. Außerdem können in den Hecken viele Tiere leben: Insekten, Kleinsäugetiere und Vögel.

Eine neue alte Idee

Erst 2019 wurde der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft gegründet und ist ein weiteres Zeichen für den Aufwind einer Landnutzung, die in den letzten Jahren zunehmend in den Vordergrund rückt – doch Bäume auf dem Feld sind keine neue Idee. Tatsächlich heißt das Flurstück des Mühlenackers im Grundbuch schon sehr lange „Die Windfänger“ und auf einem etwa 100 Jahre alten Luftbild (vom Zeppelin aus aufgenommen) sind die Wind fangenden Baumreihen auch sehr gut zu sehen.

Das neue System

Ende 2019 haben wir die erste Pflanzung für das neue Agroforstsystem durchgeführt: Über 2000 Weiden, 800 Ölweiden, 50 Italienische Erlen und 25 Esskastanien wurden gepflanzt. Dabei wird nun in den folgenden Jahren beobachtet werden, welche Pflanzen sich gut für einen sandigen Standort in Brandenburg eignen. Daraufhin kann diese Fläche als Modellfläche für weitere Agroforstsysteme dienen.

2020 haben wir schon festgestellt, dass 50cm-Stecklinge deutlich besser angewachsen sind als 20cm-Stecklinge. Außerdem ist das Freihalten der Stecklinge von Unkraut im ersten Jahr essenziell. Leider haben viele Pflanzen den Sommer 2020 nicht überlebt und wir haben im Herbst 2020 nochmal einiges nachgepflanzt und dabei auch die Vielfalt noch erhöht:

  • Weiden: Weide wächst schnell und eignet sich deshalb gut, um in kurzer Zeit viel Biomasse zu produzieren, die wir zum Bodenaufbau auf dem Feld verteilen können.
    Zwar werden Weiden häufig mit Wassernähe in Verbindung gebracht, tatsächlich haben Weiden aber tiefe reichende Wurzeln, mit denen sie das Grundwasser erreichen können.
    Außerdem wurde beobachtet, dass durch fallende Weidenblätter auf armen Böden zusätzlich Stickstoff gebunden wird, da es auch bei Weidenblättern Endophyten gibt, die den Stickstoff aus der Luft binden.
    Die Weiden können jährlich kurz über dem Boden abgeschnitten und gehäckselt werden, dabei entstehen auf dieser Fläche und bei dieser Anzahl an Pflanzen jährlich mehr als 3 Tonnen gehäckseltes Holz, das auf dem Feld verteilt wird.
  • Ölweiden: Abgesehen vom (deutschen) Namen haben sie wenig mit Weiden zu tun. Sie kommen sehr gut mit Trockenheit klar und binden Stickstoff, der über das regelmäßige Häckseln dann auch im Boden ankommt.
    Sie wurden als Doppelreihe gepflanzt und es wird abwechselnd jeweils eine davon gehäckselt, während die andere ein weiteres Jahr wächst und dabei Schutz für die nachwachsende Reihe bietet.
  • Esskastanien: Als wir 2017 neue Laubbaum-Arten im Kiefernforst gepflanzt haben, waren Esskastanien eine der drei Sorten – und sie sind ziemlich gut angewachsen. Esskastanien sind relativ trockenresistent und bieten über ihre Früchte eine Eiweiß-reiche Ernte. Im Gegenteil zu Weide und Ölweide sollen sie auch nicht gehäckselt werden, sondern weit empor wachsen und in etwas fernerer Zukunft ein Teil der Ernte liefernden Bewirtschaftung unserer Flächen sein.
    Dabei haben und werden wir verschiedene Arten pflanzen, um zu sehen, welche am besten wachsen. Es wurde eine Vorauswahl getroffen, entsprechend dem Breitengrad und den Vorort-Begebenheiten, aber auch in Hinblick auf Resistenzen gegenüber verbreiteten Schadensbildern wie Kastanienrindenkrebs oder der sogenannten Tintenkrankheit.
    Die Esskastanien werden dabei von einer Doppelreihe Ölweiden geschützt, die gerade in der jungen Wachstumsphase die größte Hitze fernhalten und länger anhaltende Feuchtigkeit im Boden garantieren.
  • Italienische Erlen: Bei vielen Agroforst-Systemen werden Erlen verwendet, weil so Landwirtschaft und der Anbau von Energieholz gleichzeitig betrieben werden kann. Es geht auch hier also nicht um ein regelmäßiges Häckseln, sondern um ein Emporwachsen von Bäumen, die sich sehr gut für Feuerholz-Nutzung eignen und vorher über Schatten und Feuchtigkeitsbindung gute Auswirkungen auf den Boden des Ackers haben. Da es bei uns immer wieder sehr trocken ist, haben wir italienische Erlen gewählt. Es handelt sich hier um einen Versuch, in Anpassung an den Klimawandel die Eignung mediterraner Arten zu testen.
  • Schlehe und Feldahorn sind in unserer Kulturlandschaft häufig vorkommende Heckenstrukturen, in denen zahlreiche Vögel und Kleinsäugetiere leben. Leider gibt es in den großen Feldschlägen immer weniger Hecken dieser Art. Deshalb wollen wir sie wieder aufleben lassen. Bspw. können sich in den Hecken Füchse verstecken, die Wühlmäuse jagen, die im Gartenanbau Schaden anrichten. Im Frühling bieten die Blüten der Büsche zahlreichen Insekten Nahrung, im Herbst bildet die Schlehe schmackhafte Früchte.
  • Pappeln eignen sich als typische Pionierbaumart gut zur Besiedelung von trockenen und sonnigen Standorten. Ähnlich wie die Weiden wachsen sie sehr schnell, können häufig zurückgeschnitten werden und produzieren viel Biomasse.
  • Robinie ist auch sehr anspruchslos und schnell wachsend, besiedelt karge Flächen, da sie selbst Stickstoff bindet und im Boden anreichern kann. Außerdem ist sie im Frühjahr eine hervorragende Bienenweide. Da in unserem Wald schon viel Robinie wächst, wissen wir bei der Baumart auch schon, dass sie sich hier wohl fühlt.

Planungen und Umsetzung beim Agroforst-Projekt geschehen durch die Agroforst-Initiative. Bei Interesse, Fragen und Anregungen freuen wir uns über Kontakt unter: agroforst@alte-muehle.org